Die große Welt des Crema Marfil

Von den hunderten, oder vielmehr tausenden, von verschiedenen Arten von Naturstein, die abgebaut, verarbeitet und in der Welt vertrieben werden, gibt es in der Tat sehr wenige, die es zu einem eigenen Markennamen gebracht haben und damit leicht erkennbar sind, und deren Name sogar Leuten geläufig ist, die nicht direkt mit der Natursteinindustrie zu tun haben. Ein solches Material heißt Marmol Crema Marfil®.

Marmol Crema Marfil® ist ein beigefarbener Marmor, der hauptsächlich von einem Berg namens El Coto in Pinoso in der Nähe des spanischen Alicante abgebaut wird. Stein aus der Umgebung wird auch unter demselben Namen vertrieben, aber das Original stammt vom Berg El Coto. Das Material wird in fast 20 Steinbrüchen abgebaut. Die Menge schwankt dabei von Jahr zu Jahr, aber durchschnittlich sind es jährlich fast 500.000 Kubikmeter. Rund um diesen Stein hat sich eine bedeutsame Verarbeitungsindustrie entwickelt. Die entsprechenden Verarbeitungsstätten liegen in Städten in der Nähe, wie Novelda, Monforte del Cid, La Romana, Monovar, Pinoso, Elda und Algueña. Man schätzt, dass rund 5000 Menschen direkt in der Steinindustrie beschäftigt sind, die sich hauptsächlich aus dem Abbau und der Weiterverarbeitung von Crema Marfil ergibt. Allerdings kommt da auch eine große Vielfalt anderer spanischer und importierter Steine hinzu.

Crema Marfil ist so beliebt, dass der Stein heute in mehr als 100 Länder exportiert wird. Viele Großprojekte bestehen aus diesem Material und es wird in geringeren Mengen auch gerne für kleine dekorative Objekte und in Wohnhäusern genommen. Durch die einzigartige beige Farbe gibt es ungeahnte Kombinationsmöglichkeiten mit anderen Steinfarben oder –tönen, oder jeder anderen Form von Dekoration. Das ist einer der Gründe, warum der Stein sich so großer Beliebtheit erfreut.

Klassifizierung des Crema Marfil

Da es sich hierbei um ein Naturmaterial handelt, sagt einem schon der gesunde Menschenverstand, dass man keine völlige Gleichförmigkeit erwarten kann. Daher hat man in der Branche eine Reihe von Klassifizierungen eingeführt, die im Wesentlichen auf ästhetischen Gesichtspunkten basieren. Es kann jedoch selbst manch versierten Fachmann aus der Branche fast in den Wahnsinn treiben zu versuchen, eine bestimmte Sorte Crema Marfil ausfindig zu machen und zu beschaffen. Das wird umso schwieriger, wenn man bedenkt, dass verschiedene Firmen den verschiedenen Sorten oft verschiedene Namen geben.

 

Die erste große Überraschung kommt oft, wenn man versucht das Phänomen Crema Marfil zu ergründen. Es wird einem sofort klar, dass es sich hier um eine ganz eigene Welt handelt. In der Tat wäre es korrekter, Crema Marfil als eine Familie ähnlich aussehender Materialien zu beschreiben, die die beige Farbe und den Ursprungsort gemeinsam haben. Man betrachte nur einmal die verschiedenen Klassifizierungen, die die verschiedenen Varianten, in denen dieser Stein gefunden werden kann, widerspiegeln, denn es gibt keine einheitliche Farbe.

Eine gängige Methode Crema Marfil einzustufen, beginnt mit der Aufteilung in dunkle oder helle Töne, die beide vorkommen können. Nun kommen weitere Kriterien ins Spiel, wie die Maserung. Hat das Gestein überhaupt eine Maserung oder ist es völlig ungemasert, wie es manchmal vorkommt? Ist es dicht oder weniger dicht gemasert? Und dann darf man dabei nicht aus den Augen verlieren, dass das wiederum bei hellen wie dunklen Tönen vorkommen kann.

Aber Natur ist eben Natur und sie hört hier nicht auf, ihre Spielchen mit uns zu treiben. Sie zwingt die Steinfachleute die Art der Klassifizierung zu überdenken. Einige Sorten Crema Marfil haben verschiedene Körnungen - so können die Körner wie Reis aussehen – und das eben in der hellen wie in der dunklen Variante. (Die Sorte „Reiskorn“, wie die Leute aus der Branche sie nennen, ist tatsächlich eine Versteinerung). Diese Sorte gibt es auch mit Maserung und auch hier wieder in der hellen und dunklen Form.

Nun sollte man also meinen, die Einstufung sei sicher längst erledigt? Zu früh gefreut, entgegnet hier Mutter Natur, ich bin noch nicht fertig mit Euch Sterblichen. Es gibt noch mehr Auswahl, sagt sie. Und so findet man Crema Marfil auch in einer Variante, die die Spanier nach reiflicher Überlegung die “Wassersorte” nennen. Warum? Wenn die Oberfläche poliert ist, sieht dieser Stein so aus wie die Wellen auf dem Ozean. Das liegt daran, dass die Schichten so angeordnet sind, dass sie ein Wellenmuster ergeben.

Dann ist noch eine weitere Variante auf den Markt gekommen – eine Sorte Crema Marfil in einem Rosaton. Und noch eine weitere, eher grünliche. Diese Sorten sind allerdings bisher nur in kleinen Mengen gefunden worden.

Dann gibt es noch eine Sorte Crema Marfil, die bei den Einheimischen Blumensorte heißt. Sie hat weiße münzgroße Punkte, die wie Blumen aussehen. Teilweise sind die weißen Punkte gut verteilt und manchmal eher auf einem Haufen.

War’s das? Noch nicht.
Es gibt auch noch eine Sorte Crema Marfil „encalizado“ mit Adern aus weißem Kalkstein.

Welche Endbehandlung ist am beliebtesten oder für Crema Marfil am ehesten zu empfehlen?

Crema Marfil ist ohne Zweifel am bekanntesten mit polierter Oberfläche. Aber es gibt in den Fertigungsstätten auch antik gemachte Oberflächen, ebenso wie fein geschliffene, sandgestrahlte, und scharrierte. Für Projekte wird das Material oft fein geschliffen an seinen Bestimmungsort gebracht und nach dem Einbau poliert. Eine weitere Endbehandlung, die nicht so oft angewandt ist, aber optisch sehr schön ist, ist “escarfilado”, oft im Format 20 x 10 oder 25 x 10 und sieht so aus wie Mauerwerk.  

Inwiefern unterscheidet sich Crema Marfil von anderen ähnlich aussehenden Kalksteinen?

Es ist schon vorgekommen, dass Marmor anderen Ursprungs unter dem Namen Crema Marfil verkauft wurde und man damit die Unwissenheit des nicht mit Naturstein vertrauten Endkunden ausnutzte. Die Einheimischen und die treuen Käufer aus anderen Ländern, wissen jedoch ganz deutlich, was sie wollen. Sie bestehen darauf, dass kaum ein Stein die Eigenschaften von Crema Marfil hat, und diejenigen, die Crema Marfil kennen – nun ja, sie würden ihn nie mit einem anderen Stein verwechseln. Andere Materialien sind womöglich kristalliner, oder kalkhaltiger, selbst wenn sie ähnlich aussehen mögen. Aber was die Beschaffenheit, die Farbe, die Oberfläche, die Konsistenz betrifft, ist Crema Marfil einzigartig, da sind sich die Kenner ganz sicher.

Schlussbemerkung

Was das abgebaute und weiter verarbeitete Volumen betrifft, ist Crema Marfil eines der bedeutsamsten Materialien in der Welt des Natursteins. Die enormen Vorräte an diesem Stein, einfach auf Grund der Größe des Berges, bedeuten, dass noch eine Menge Material übrig ist und die Industrie keine Bedenken haben muss, dass ihnen der Stein bald ausgehen könnte. Dieser Industriezweig rund um Crema Marfil hat noch Jahrzehnte vor sich. Natürlich weiß kein Mensch, welche Geheimnisse die Natur in diesem Material in der Zukunft noch enthüllen wird in Bezug auf den Farbton, die Maserung und andere ästhetische Aspekte. Aber eines ist mal klar – da Naturstein auf der ganzen Welt immer beliebter wird, wird Crema Marfil sich auch in Zukunft international einer großen Nachfrage erfreuen können.

Anmerkung - Marmol Crema Marfil ist der Name, unter dem der Stein bei der Steinvereinigung in Alicante registriert ist.    info@marmoldealicante.com

 

Technische Daten

  Massenkonzentration

2,68 g/cm3

  Absorptionskoeffizient

0,07%

  Porosität

1,0%

  Druckfestigkeit

1.557 kg/cm3

  Biegefestigkeit

148 kg/cm3

  Abriebfestigkeit

0,35 mm

  Schlagprüfung

23cm

  Mikrofestigkeit

157 kg/mm2

  Gewichtsverlust nach Gefrieren

0,00%

  Druckfestigkeit nach Gefrieren  

1.352 kg/cm3