Die Steinindustrie in Schweden

Obwohl man überall in der Welt Naturstein findet, denken viele Leute im ersten Moment an die ganz gängigen Abbaugebiete wie Brasilien, Indien, Italien, die Türkei etc. Nur sehr wenige, vielleicht eher Leute vom Fach, verbinden Naturstein mit Schweden. Wenn man an diesen Teil der Welt denkt, kommt einem normalerweise als erstes Holz als Baumaterial in den Sinn. Dabei hat Schweden eine ganze Menge an Naturstein zu bieten, allem voran Granit, und deshalb wird sich dieser Bericht nun mit Naturstein aus diesem Land befassen.

Tatsächlich hatte Schweden vor etwas mehr als einem Jahrzehnt ein ausgezeichnetes Image in der Steinindustrie. Zu der damaligen Zeit galten die USA und Japan als die wichtigsten Märkte, und in diesen Ländern wird in der Tat an verschiedenen Stellen häufig auf schwedischen Stein verwiesen. Doch die Zeit vergeht und die Welt verändert sich. Die Granitindustrie in Indien und Brasilien hat sich in großem Maßstab entwickelt und schwedischer Stein war im Vergleich einfach viel zu teuer, um wettbewerbsfähig zu sein. Damit verlor Schweden Markanteile an die neue Konkurrenz. Der Verlust von Marktanteilen brachte mit sich, dass sich auch in den Köpfen etwas änderte und viele Leute überhaupt nicht mehr an Schweden dachten, wenn es um die Lieferung von Naturstein ging.
Aber das Rad der Zeit dreht sich weiter und die Welt hört nicht auf, sich zu wandeln. Da die Gehälter und sonstigen Kosten in Indien, Brasilien und anderen Ländern steigen und die schwedischen Firmen sich sehr bemühen, wieder konkurrenzfähig zu werden, ist der Preisunterschied zwischen Granit aus Schweden und dem aus Indien und Brasilien nicht mehr so frappierend, und wird daher als nicht mehr so wichtig erachtet. Die Transportkosten nach Europa sind geringer, und durch zunehmende logistische Unwägbarkeiten im Zusammenhang mit Brasilien und Indien erobern sich schwedische Materialien langsam aber sicher ihren Marktanteil in Europa zurück.
Größe dieses Industriezweiges 
Die schwedische Steinindustrie ist zahlenmäßig nicht besonders groß. Insgesamt arbeiten dort nur rund 1.200 Menschen. Der Gesamtumsatz liegt bei ca. € 120 Millionen. Die Aktivitäten im Land beschränken sich im Wesentlichen auf den Abbau, während die Weiterverarbeitung in anderen Ländern wie Italien, Spanien, China oder Polen stattfindet. Es gibt drei Firmen im Land, die mehr als 100 Beschäftigte haben und damit naturgemäß den Markt beherrschen. 70 – 80% des Verbrauchs sind für den Außenbereich, für Fußwege, Plätze etc. und ein großer Anteil des gelieferten Steins wird aus Portugal und China importiert.
 
Materialien 
 
Im Folgenden werden die wichtigsten Granite Schwedens beschrieben, da in Schweden Granit die größte Rolle spielt. Ein Großteil der Steinbrüche befindet sich im Südosten des Landes.
Sweden Mahogany
Hierbei handelt es sich um ein Material für den Weltmarkt, weil er dem Dakota Mahagony ähnelt, der in den USA und im Fernen Osten sehr bekannt ist.
 
Vanga Red
 
Dieses Material wird seit den 1930er Jahren abgebaut und vor allem für Fassaden und zu anderen Bauzwecken verwendet. Die größten Abnehmer für diesen schwedischen Stein sind Polen und China. Es ist vielleicht eines der seltsamsten Phänomene in der Steinindustrie, wenn polnische Steinmetze in den Vanga Red Steinbrüchen Pflastersteine für den polnischen Markt herstellen, und genau das passiert im Jahre 2011.  
Schweden ist auch für seinen schwarzen Diabas bekannt und es gibt dort einige Steinbrüche mit dieser Farbe. Die verschiedenen Schwarztöne haben verschiedene Namen. Er wird vor allem für Grabsteine in Europa und Japan verwendet und befindet sich im gehobenen Preissegment.  
Black Bonnacord
Die geschätzte Jahresproduktion liegt im Moment bei zwischen 1.800 und 2.000 Kubikmetern. 
Black Finegrained (feinkörnig)
Die Hauptmärkte dafür sind Japan und China. Die Jahresproduktion liegt bei ca. 450 m3.
Black Ebony
Dieses Material verkauft sich in Polen sowie in China und Japan. Die momentane Jahresproduktion liegt bei 1.300 bis 1.500 Kubikmetern pro Jahr. 
Black Gylsboda
Die geschätzte Jahresproduktion liegt bei 1.300 bis 1.400 Kubikmetern. 
Grey Bohus/ Red Bohus
Ein feinkörniges Material, das auf den internationalen Märkten wohl bekannt ist. Es gibt auch eine rote Farbvariante.
Bårarp
Er ähnelt dem Himalayan Blue aus Indien, und es gibt vier Steinbrüche mit diesem Material. Die geschätzte Gesamtproduktion liegt bei 4.500 Kubikmetern pro Jahr. In den vergangenen Jahren hat der Absatz dieses Materials in Polen ständig zugenommen.
Abgesehen vom Granit, baut man in der Mitte Schwedens auch Quarzit ab, und in Öland und Gotland kleine Mengen an braunem oder manchmal graurotem Kalkstein.
 
Was wird die Zukunft bringen?
Kai Marklin, der Präsident der Schwedischen Natursteinvereinigung beklagt die Tatsache, dass die Schweden nicht so viel Stein verwenden, wie sie könnten. Er sagt, dass die Nachfrage etwa in Dänemark, das nur halb so viele Einwohner hat, genauso groß ist wie in Schweden. Also werden Maßnahmen ergriffen, um den Einsatz von Naturstein auf dem heimischen Markt zu steigern. Die Schwedische Natursteinvereinigung bringt alle drei Monate ein Magazin heraus, das sich an Architekten und Innenarchitekten wendet und alle gegebenfalls gewünschten Informationen bietet. Viel Glück!
Hans Rasmusson von der schwedischen Firma Emmaboda, mit dem wir von Litos lange sprachen, sieht für die kommenden Jahre Wachstum voraus, zumindest was die europäischen Märkte betrifft. Er rechnet damit, dass Schweden wieder ein wichtiger Lieferant von Blöcken für die baltischen Länder, Russland, Deutschland, Polen und Norditalien wird. Schwedischer Stein ist im Nahen Osten praktisch unbekannt, und wer weiß, wo sich noch neue Märkte auftun lassen. 
Mit anderen Worten bietet die Zukunft für schwedischen Stein, bei all dem Auf und Ab in der Welt, auf jeden Fall eher Chancen als Bedrohung.