Besonderer Kalkstein aus Kroatien

 

Im heutigen Kroatien gibt es ausgedehnte Vorkommen von erstklassigem Kalkstein, dessen Zeugnisse Tausende von Jahren zurückreichen. Paul Daniel (e-mail: paulantdaniel@arrakis.es) besuchte für diesen Bericht im April 2010 die wichtigsten Produzenten des Landes und einige Verbraucher.  
Kroatien mit seiner 1778 km langen Adriaküste, 1185 vorgelagerten Inseln sowie einem reichen Kulturerbe spielt im Tourismusgewerbe eine große Rolle.  Die Steinvorkommen in diesem Land sind allerdings auch sehr interessant. 
 
Qualitativ hochwertiger Kalkstein ist also ein weiterer wichtiger Pluspunkt für die Republik Kroatien. Es gibt dort rund 100 Steinbrüche, von denen heute ca. 35 in Betrieb sind. Die Gesamtproduktion betrug im Jahr 2008 rund 300.000 Tonnen, zweimal so viel wie in Bulgarien oder Rumänien. Laut Italienspezialist Carlo Montani beliefen sich die Exporte auf ca. 130.000 Tonnen und Importe in die Region auf 117.000 Tonnen.
Kalkhaltige Gesteine gibt es im ganzen Land, von Norden bis Süden, wobei die meisten Steinbrüche in der Nähe der Adriaküste liegen. Der Abbau obliegt rund 50 kroatischen Firmen, wobei jedoch 90 % des Steinabbaus von vier Firmen durchgeführt wird: KamenPazin, Jadrankamen, Kamen Benkovac und der Sprega-Gruppe. Es gibt ca. 600 Steinmetzbetriebe, von denen die meisten weniger als 5 Angestellte haben. Im Wesentlichen stellen sie Gedenksteine, Gartenmöbel und Skulpturen her.
 
MGK Klesarstvo
In der Nähe von Varazdin, rund 80 km nördlich von Zagreb, liegt MGK Klesarstvo, einer der wichtigsten Groß- und Einzelhändler für Steine. MGK wurde 1965 gegründet. In ihrem Lager gibt es über 100 verschiedene Arten von Granit, 20 Sorten Marmor und Kalkstein, in Blöcken verschiedener Größe und Dicken von 1 bis 50 cm.  Es gibt kroatische Steine wie Brac Sivac and Plano-Kalkstein, ebenso wie Granite aus Indien, Afrika, Südamerika, China und Skandinavien.  Den Abbau selbst übernimmt MGK nicht, aber Verkleidungen und Fliesen, Säulen, Portale und Brunnen werden für den Außenbereich angefertigt, ebenso wie auf Bestellung Schmuckbodenfliesen, Treppen, Küchenarbeitsplatten und Abdeckungen im Bad, Kaminumrandungen und Tische für den Innenbereich. MGK hat in Kroatien selbst viele Abnehmer, aber auch in Slowenien, Österreich, Ungarn und Italien. Weitere Informationen von Igor Belosevic unter info@mgk-klesarstvo.com .
 
Kamen Pazin
Bei dieser Firma handelt es sich um einen der beiden wichtigsten Produzenten von Naturstein.  Die Steinbrüche liegen in Istrien, einer Halbinsel im Nordwesten Kroatiens.
Kamen Pazin wurde bereits 1954 gegründet und ist und bleibt bis heute der größte kroatische Natursteinproduzent. Kamen Pazin nahm damals mit nur acht Arbeitern und recht einfachen Mitteln die Arbeit auf. In nur einem Jahrzehnt schaffte Gründer Josip Paulic es, die Firmen vor Ort zu einer einzigen Kooperation zusammenzuschließen und so wurden es bis 1965 420 Angestellte mit einer Blockproduktion von fast 6.000 m3 und 51.000 m2 gesägten Platten. 1989 erlangte Kamen Pazin wieder seine Unabhängigkeit, nachdem sie sich von der Einverleibung in eine größere Finanzgruppe befreit hatten. Karmel Krebel wurde zum Geschäftsführer ernannt, was er bis heute ist. Das Auseinanderbrechen des ehemaligen Jugoslawiens begann 1991. Wegen des Kriegs wurden Projekte ausgesetzt, während Exporte durch Sanktionen beschränkt wurden. Nach und nach tat Kamen Pazin neue Märkte in Ungarn, Frankreich, Polen und Belgien auf.
In den letzten Jahren kann Kamen Pazin ein gesundes Wachstum bei den Exporten verzeichnen. Wenig überraschend ist, dass vor allem nach Italien exportiert wird.
Der älteste römische Steinbruch Istriens liegt in Vinkuran südöstlich von Pula. Der Stein aus dieser Gegend wurde zu Lebzeiten Jesus Christus’ verwendet, um das Amphitheater Pula zu bauen. Erstaunlicherweise wird der beige Kalkstein dort bis heute abgebaut. Etwas weiter nördlich wurde der erste Steinabbau in der Nähe des Ortes Kanfanar im 15. Jahrhundert dokumentiert. Von dort kommt der heutzutage bekannteste Naturstein Istriens, der Istrien Gelb. Kirmenjak ist eine weitere Gegend mit bedeutenden Steinbrüchen. Der Stein von dort – der in Italien Orsera-Stein heißt – wurde wegen seiner dichten Struktur und seiner Salzwasserbeständigkeit in großem Umfang für den Bau von Venedig und vielen anderen Städten und Dörfern in Italien verwendet. Momentan betreibt Kamen Pazin neun Steinbrüche: zwei über Tage in Valtura, zwei über und zwei unter Tage in  Kanfanar, einen über und einen unter Tage in Korenici, zwei über Tage in Kirmenjak und einen über Tage in Selina. Weitere zehn Steinbrüche werden noch als Reserve bereit gehalten. Der Maschinenpark verfügt über 15 Kettensägen für den Übertagebau und fünf für unter Tage. Des Weiteren haben sie rund 30 Benetti Diamantdrahtsägen. Kamen Pazin bemüht von jeher, in seinen Steinbrüchen ständig in neue Technologien zu investieren. So wurde 1969 eine Korfmann Kettensäge angeschafft, 1980 gefolgt von Diamantsägen und 1987 von Fantini Kettensägen.
 
Im Jahre 1994 entwickelte der Ingenieur Ivan Cotman eine Übertageabbaumethode, bei der  der Abraum zerkleinert wurde, und er führte Untertagebau in Kanfanar ein. Er arbeitet eng mit den Ingenieuren von Fantini zusammen. Womöglich haben sie gemeinsam die weitläufigsten Untertagesteinbrüche für Naturstein erschlossen. Die aktuelle jährliche Produktion an Blöcken beläuft sich auf rund 32.000 m3 oder 86.000 Tonnen. Die Weiterverarbeitung von Blöcken wurde 1958 aufgenommen. Heutzutage kann man in der Fabrik in Pilana alle möglichen Bearbeitungsprozesse durchführen, und zwar mit Gattersägen von Carl Meyer und Simec, Poliermaschinen von Breton und Simex, einer Harzstation von Breton und verschiedenen anderen Sägen, Sandstrahlmaschinen, Flammmaschinen, Spaltmaschinen, etc.  
 
Herausforderung des 21. Jahrhunderts
 
Ivo Corman, der Technische Assistent des Geschäftsführers und eine der erfahrensten Persönlichkeiten in der Welt der Steine, erklärt, dass das 50-jährige Firmenjubiläum 2004 bald von neuen Herausforderungen gefolgt war. In jüngster Zeit musste sich die Firma natürlich der weltweiten Wirtschaftskrise stellen, und zwar vor allem einem Einbruch beim Absatz in den USA und Italien. Kamen Pazin ist von jeher exportorientiert und die Kunden sitzen (nicht in der Reihenfolge der Abnahmemengen) in Frankreich, Italien, Luxemburg, Deutschland, Österreich, Polen, Tschechien, Ungarn, Rumänien, Serbien, Russland, Indien und China, wo die Firma in Shanghai eine Vertretung betreibt. Die Website ist www.kamen-pazin.hr
 
Kamen Benkovac
Kamen Benkovac (früher Gric III ) wurde 1995 gegründet und verfügt über acht Übertagesteinbrüche verschiedener Größe in der Nähe der Stadt Benkovac. Die wichtigsten Erzeugnisse sind Wandsteine und Fliesen. Inzwischen ist es ein erfolgreiches Unternehmen mit gesunden Verkaufszahlen, nicht nur auf dem heimischen Markt, sondern zunehmend auch im Ausland mit Kunden in Italien, Ungarn, Deutschland, Polen, der Slowakei und Tschechien. Die Firma möchte über ihre Gesamtproduktion keine Auskunft geben, aber der Exportanteil beträgt 60 %. Die Website ist www.kamen-bencovac.hr
 
 
Markvinia
Markvinia ist einer der führenden kroatischen Steinmetzbetriebe. Die Firma wurde 2001 auf der Grundlage des seit 1964 bestehenden Familienbetriebs gegründet. Noir Marquina ist ein beliebtes Importmaterial und der Handelsname stammt von dem berühmten spanischen schwarzen Marmor. Die Produktions- und Lagerstätten liegen nördlich von Biograd. Die Firma ist auf die Herstellung von Gedenksteinen, Balustraden, Tischen, Innenausstattung, Treppen, Fliesen und Mosaiken spezialisiert. Eine große Vielfalt an Marmor-, Kalkstein-, Granitplatten (rund 5.000 m2) und –quadern ist auf Lager. Von den rund 30 Materialien kommen vier aus Kroatien, und davon ist Seget am beliebtesten. Markvinia besitzt wahrscheinlich die einzige BM-Gattersäge in Kroatien um aus dem heimischen Kalkstein Platten zu schneiden. Die Produktionsstätten und das Angebot werden auf der Website anschaulich beschrieben. www.markvinia.hr
 
Jadrankamen
Seit eh und je wird qualitativ hochwertiger Kalkstein für Bauwerke von der Insel Brac, die ca. 20 km von Split entfernt im Meer liegt, herangeschafft. Man sagt, dass die Säulen, die das Weiße Haus in Washington, D.C., zieren, aus Stein dieser Insel hergestellt wurde – entsprechende Dokumente wurden jedoch bei einem Feuer zerstört. Außerdem gibt es noch einige wichtige Gebäude im Ausland als Referenz: das Parlament und den Neuen Palast in Wien, die Parlamentgebäude in Budapest und den Spare- Palast in Triest in Italien.
Die Jadrankamen-Gruppe, so wie sie heute dasteht, mit ihren zehn Steinbrüchen und drei verarbeitenden Betrieben auf Brac, sowie vier weiteren auf dem Festland, kann seine Spuren bis 1902 und zu den dort ansässigen Kooperativen zurückverfolgen. Die Farben reichen von weiß bis zu beige in 18 verschiedenen Farbtönen. Der Hauptgrund für die andauernde Beliebtheit kroatischen Kalksteins liegt in seiner dichten Struktur, was ihn für den Außenbereich geeignet macht. 
Der Hauptsitz von Jadrankamen ist in Pucisca auf Brac. Stipe Radic ist der Direktor für den Bereich Steinbrüche. Die Firma verfügt über vier Fantini Kettensägen (oder Unterschnitt-Maschinen) und 40 Benneto Diamantdrahtmaschinen. Das jährliche Volumen bei der Produktion von Blöcken liegt bei rund 28.000 m3 oder 75.000 Tonnen. Jadrankamen hat ein weitgefächertes Angebot, wie z.B. unbearbeitete sowie behauene Blöcke, Platten, Verkleidungen, Fliesen und alle möglichen Quader. Die Firma bietet auch umfassende Gebäuderestauration an, wobei sie sogar Ersatzsteine und –skulpturen herstellen und einbauen.
Rund 75% der Produktion von Jadrankamen bleibt auf dem heimischen Markt. Zu den Exportländern gehören Italien, Bosnien-Herzegowina, Slowenien und Österreich. Die Website ist www.jadrankamen.hr
 
 
Klesarska Skola - Bildhauerschule
Es ist kein Zufall, dass eines der renommiertesten Ausbildungszentren für Steinbildhauer in Pucisca liegt. Am 15. Mai 2009 feierten sie dort ihr 100-jähriges Jubiläum. Normalerweise sind rund 100 Studenten in den 3- bis 4-Jahreskursen für Steinmetzkunst eingeschrieben. In den letzten Jahren waren auch Studenten aus Italien zusätzlich zu denjenigen aus den verschiedenen Teilen Kroatiens in Klesarska Skola willkommen. Der Direktor heißt Tonci Vlahovic und die Website ist www.klesarska-skola@st.htnet.hr .
 
Sprega
Sprega wurde 2001 mit dem Ziel, kleinere Natursteinproduzenten mit Steinbrüchen in Kroatien und Bosnien-Herzegowina zu vertreten, gegründet.  Hauptprodukt sind Blöcke, und Sprega ist besonders exportorientiert. Folgende Steinbrüche werden durch Sprega repräsentiert: Kavadur (dort wird San Pietro, Avorio Unito und Avorio Macchiato Kalkstein abgebaut), Pasarin (Avorio Unito und Avorio Macchiato), Adriakamen (Perlato Dalmata), Petrus (Crema Dalmata) und Silit (Silit ) aus Bosnien. Die Gesamtjahresproduktion liegt bei rund 13.000 m3 (35.000 Tonnen) und das meiste davon wird exportiert. Zwischen 200 - 300 m3 / 540 - 800 Tonnen pro Monat werden nach China exportiert. Ein Produktionsbetrieb mit dem Namen PEKSTON wurde für die Produktion von Platten, Fliesen und einigen Endprodukten gegründet. Der Betrieb läuft und einige Produkte werden bereits n ach China exportiert, aber es fehlen noch Genehmigungen um das kleine Unternehmen unter Dach und Fach zu bringen.
Aufgrund der strengen Währungsvorschriften werden Steinblöcke oft als Zahlungsmittel eingesetzt. Die Handelsfirma Com-Adria wurde 1990 gegründet und ein Vertrag mit Diamant Boart SA, Belgien, über den Vertrieb von Diamantwerkzeugen im früheren Jugoslawien unterzeichnet. Die Idee neue Steinbrüche zu eröffnen kam erstmalig 1995 auf. Nach und nach entstand die Idee ein Konsortium zu gründen, wodurch Sprega entstand. Die Website ist www.sprega-split.com
 
 

Schlussbemerkung

Es gibt weiter südlich von Split bis hinunter nach Montenegro weitere Steinbrüche mit Kalkstein hoher Qualität. Die berühmten Mauern von Dubrovnik wurden vor allem zwischen dem 14. und dem 16. Jahrhundert aus weißem Kalkstein der Insel Korcula errichtet.
Lesern, die sich genauer mit dem kroatischen Natursteinmarkt befassen wollen, sei der Mining Atlas des Verlags Springer Business Media Croatia Inc., Bosutska 9, Zagreb. Tel +385 1 63 11 800. Fax +385 1 63 11 810, empfohlen.