Wenn man an einem langen Junitag aus dem Flughafen von Sandefjord Torp, ein paar Kilometer von der Stadt Larvik entfernt, heraus kommt, ist der Himmel unglaublich blau. Die Menschen haben auch alle blaue Augen und was ebenfalls auffällt ist, dass alle Blue Jeans tragen (ist das die sommerliche Landestracht?). Man gewinnt den Eindruck, dass Natur und Menschen deutlich auf eines hinweisen möchten – nämlich dass norwegischer Stein meistens blau ist.
Tatsächlich machen verschiedene Formen von blauem Granit fast 90% der Steinproduktion des Landes aus (die Norweger bestehen darauf, dass die Steine im Winter nicht auf einmal weiß oder grau werden!). Bei den anderen Sorten, die die restlichen 10% ausmachen, handelt es sich vor allem um schwarzen und grauen Schiefer. Diese Steinbrüche sind in der Mitte und im Norden des Landes. So konzentriert sich dieser Bericht vor allem auf die Granitsteinbrüche in der Gegend um Larvik, ca. 120 km südlich von Oslo, der Hauptstadt des Landes.
Abbau
Es gibt verschiedene Formen des blauen Granits und die Steinbrüche sind einfach spektakulär. Es gibt drei Firmen, die für den Abbau zuständig sind und eine Firma beherrscht den Markt mit einem Anteil von 75 %: Lundhs AS. Die anderen beiden Firmen heißen Larvik Granite und Saga Pearl.
Lundhs Blue
Der Abbau in diesen Steinbrüchen begann in den 1960er Jahren. Geologen schätzen, dass ihre Entstehung 270 Millionen Jahre zurückliegt. Im Moment liegt der jährliche Abbau bei rund 75.000 Kubikmetern.
Die Produktion steht niemals still, nicht einmal im Winter, wenn die Temperaturen auf bis zu -20°C zurückgehen können. Da die Arbeitskosten sehr hoch sind und Norwegen und die anderen nordischen Länder eine besondere Arbeitsweise haben, sind die Maschinen für den Abbau modern und der ganze Prozess kostenintensiver als in anderen Ländern. Sprengstoff wird praktisch nie eingesetzt. Die Verwendung von Handbohrmaschinen ist eine Seltenheit. Es besteht ständig der Druck, die Produktionseffizienz in den Steinbrüchen zu verbessern und daher konzentriert man sich eher auf Gebiete, in denen man Steine aus dem gehobenen Preissegment findet. Das Problem in den Steinbrüchen ist Wasser – nicht etwa Wassermangel, wie in einigen anderen Ländern der Welt, sondern die Tatsache, dass Wasser in dem kalten Winter gefriert. Daher werden dort Wasserwärmer verwendet.
Die Norweger haben Glück, dass blauer Stein auf dem Weltmarkt ganz oben angesiedelt ist. Dadurch erzielen die Granite Lundhs Emerald und Lundhs Blue dort hohe Preise.
Verschiedene Materialien
Die verschiedenen Bezeichnungen der Materialien beziehen sich nicht nur auf die verschiedenen Sorten in verschiedenen Steinbrüchen, sondern auch auf die verschiedenen Sorten, die man möglicherweise in ein und demselben Steinbruch findet.
Blue Pearl / Lundhs Blue
Für diesen Stein sind die mittelgroßen blauen Feldspat-Kristalle charakteristisch. Es gibt verschiedene Steinbrüche, in denen man dieses Material findet.
Emerald
Für diesen Stein sind die blauen Kristalle und der dunkle Untergrund charakteristisch. Es ist einer der beliebtesten Granite der Welt und wir gerne für Arbeitsplatten verwendet.
Silver
Die silberglänzende Farbe auf einem dunklen Untergrund steht für diesen Namen. Dieser Stein ist sehr gleichmäßig gefärbt.
Marina Blue
Es gibt nur einen Steinbruch mit diesem Material mit stahlblauen Feldspatkristallen.
Royal Blue
Leuchtend blaue Farbe und große Kristalle.
Antique
Ein im Wesentlichen brauner Hintergrund mit blauen und manchmal purpurfarbenen Kristallen. Ein Material mit ausgezeichnetem Image.
Märkte
Norwegen exportiert, ebenso wie Schweden, vor allem Blöcke, die in anderen Ländern weiter verarbeitet werden. In den letzten Jahren war China der wichtigste Markt – ca. 50 % des norwegischen Exports ging in diese Richtung, gefolgt von Italien, einem weiteren wichtigen Partner zur Weiterverarbeitung. Indien entwickelt sich im Moment zu einem weiteren Markt mit ständig wachsenden Zahlen.
Marketing
Obwohl norwegischer Granit den Vorteil eines ausgezeichneten Images genießen darf, mit dem es sich auf dem Weltmarkt leichter hohe Preise für Blöcke erzielen lässt, gibt es immer ein gewisses Risiko, dass eine bestimmte Farbe plötzlich aus der Mode kommt. Da die Firma Lundhs AS sich dieses Risikos bewusst ist und auf Grund der Tatsache, dass der Markt auf vielleicht ein halbes Dutzend Länder beschränkt ist, hat sie eine noch nie da gewesene Kampagne gestartet, an der sich andere Firmen ein Beispiel nehmen könnten. Sie bemühen sich darum, ihren Graniten Markennamen zu geben, vor allem Emerald und Lundhs Blue. Deshalb entwickeln sie nun ein Programm zur Vergabe von Markennamen mit ihren Kunden. Gemeinsam mit dem Marble Institute of America geben sie seit einigen Jahren in verschiedenen Ländern Seminare für Architekten. Und obwohl sie kaum Blöcke in den Nahen Osten verkaufen, bemühen sie sich intensiv Architekten und Innenarchitekten in den dynamischen Märkten der Golfstaaten zu erreichten, indem sie einen hauptberuflichen Vertreter mit Sitz in Dubai beschäftigen.
Werden die Norweger erfolgreich dafür sorgen können, dass sich die Farbe blau dauerhaft in dieser sich ständig wandelnden Welt etablieren kann? Hoffen wir es.
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