1). Es findet eine globale Abschwächung der Wirtschaft statt. Neue Bauprojekte, die gerade auf den Markt kommen, sind bereits davon betroffen sowie weitere Bereiche, die mit Naturstein in Zusammenhang stehen. Diese Abschwächung ist jedoch noch nicht der Hauptfaktor, der momentan die Natursteinindustrie beeinflusst.
2). Großformatiges Porzellan beansprucht einen immer stärkeren Marktanteil des Natursteins für sich, und zwar nicht nur bei der Verwendung für Arbeitsplatten, sondern auch in anderen Gestaltungsbereichen, vor allem in Westeuropa. In Ländern mit mittlerem oder geringem Einkommen ist Naturstein weiterhin das bevorzugte Material.
3). Quarz ist in den USA nach wie vor sehr beliebt. Amerikanische Großhändler und Produzenten machen gerne Werbung für Quarz, auf Grund verschiedener Faktoren, die die Arbeit damit erleichtern, was zu höheren Gewinnen für sie führt. Die neue Generation von Porzellan hat auf dem US-Markt noch nicht wirklich Fuß gefasst, aber die Unternehmen, die sie herstellen, unternehmen enorme Anstrengungen im Bereich Marketing und Logistik.
4). Die überwältigende Bedeutung Chinas in der Natursteinindustrie in den letzten drei Jahrzehnten durch die massive Bautätigkeit, als Käufer von Blöcken aus aller Welt und als Lieferant par excellence für verarbeiteten Naturstein in die ganze Welt schwindet zunehmend. Dieses Phänomen ist der wichtigste Faktor, der die Geschäftsaussichten von Hunderten von Steinbruchbesitzern, deren einziger Markt China war, beeinträchtigt.
5). Belastbare Zahlen sind zwar nur sehr schwer zu erhalten, aber die aktuelle Produktion von Naturstein im Jahr 2019 dürfte etwas geringer ausfallen als im Vorjahr (Fortsetzung eines seit mehreren Jahren andauernden Trends). In vielen Ländern wird die Branche erheblich erschüttert, da Fertigungsbetriebe schließen müssen, weil sie sich nicht schnell genug anpassen können oder die Übergabe an die nachfolgende Generation nicht funktioniert.
6). In Nordafrika wird in die Steinidustrie investiert, da die dortigen Regierungen erkannt haben, dass die Natursteinindustrie ein Jobmotor ist. Die im Moment steigenden Investitionen in Maschinen etc. in EU-Ländern wie Portugal, Polen und anderen ost- und mitteleuropäischen Ländern ist vor allem auf entsprechende Subventionen zurückzuführen und weniger auf einen dynamischen Markt. Der Fachkräftmangel in wirtschaftlichen starken Ländern führt zu hohen Investitionen der großen Firmen in CNC- und andere Maschinen, die menschliche Arbeitskräfte ersetzen und die Produktivität erhöhen. Südostasien entwickelt sich auch dynamisch.
7). Auf der ganzen Welt ist und bleibt ein gräuliches Weiß die bevorzugte Farbe. Offfensichtlich entwickeln sich Farbtrends nun immer global. Überall werden Steinbrüche mit grau-weißem Stein erschlossen. Dunkle Farben sind nach wie vor im Großen und Ganzen out. Gemaserter Stein ist hingegen beliebt. Je exotischer ein Stein, desto eher wird er als “Premium”-Material angesehen. Viele der gängigen Materialen halten sich stabil auf dem Markt. Schwarz ist weiterhin sehr angesagt.
8). Zunehmende Bedenken, was den Umweltschutz betrifft, erschweren die Erschließung neuer Steinbrüche fast überall auf der Welt. Von den Behörden eine Umweltgenehmigung für den Abbau zu bekommen, ist inzwischen extrem schwierig und zeitaufwändig.
9). In der Industrie scheint es inzwischen angekommen zu sein, dass der zunehmende Einsatz neuer Materialen in vielen Bereichen existenzbedrohende Ausmaße angenommen hat. Auch Preisreduzierungen schaffen hier keinen größeren Markt und führen auch nicht zu höherem Absatz.
10). Dennoch gibt es angesichts dieser neuen Realität noch kein neues Geschäftsmodell für die Natursteinindustrie und es ist auch keines in Sicht. Jedoch versucht man einen größeren Schwerpunkt auf Design zu legen, vor allem in Italien – auch hier wieder die Quelle für neue Ideen und Innovationen. Es gibt vereinzelte Versuche, die Möbelbranche zu erobern und mit neuen Strukturen und Oberflächen zu experimentieren. Die Firmen widmen sich zunehmend auch Messen für Innendesign oder Messen, die Architekten als Zielfruppe haben.
Von Anil Taneja für WONASA
September 2019